Mi., 25.05.2016 - Mi., 01.06.2016,
Wanderung durchs Grüne nach Reutlingen
(hoc) Wer von Eningen nach Reutlingen will denkt zunächst einmal an dichten Verkehr. Dass der Weg dorthin aber auch zum reinen Natur- und Landschaftsgenuss werden kann erlebten die Teilnehmer einer Wanderung der Seniorengruppe, die sich am Nachmittag des 19. Mai von der Schillerstraße aus auf den Weg machten. Ihr Optimismus, dass die vom Wetterbericht angekündigten Regenschauer nicht bei uns einsetzen würden, war berechtigt., denn die Sonne setzte sich immer mehr durch. Über Wengenstraße – Betzenriedweg – HAP-Grieshaber-Weg ging es zum Schönen Weg. Von dort boten sich aus immer neuen Perspektiven herrliche Ausblicke auf die Albberge, ihr Vorland und Reutlingen. Wie am Georgenberg so auch an der Achalm um den heutigen Schönen Weg hatte der Weinbau eine jahrhundertelange Tradition. Die erste, urkundlich schon 1217 dokumentierte Rebhalde gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen. Daran erinnern noch die Namen Pfalzgrafenhalde und Pfalzgrafenweg. In der Mitte des 19. Jahrhunderts stellten die Weingärtner noch ein Sechstel, zusammen mit den verwandten Berufen sogar über ein Viertel der Reutlinger Bevölkerung. Danach ging der Weinanbau, wie auch in Eningen, immer mehr zurück. Um ihn nicht ganz aussterben zu lassen hat die Stadt Reutlingen auf dem Hang über dem Südportal des künftigen Scheibengipfeltunnels einen Weinberg angelegt. Die ehemaligen Weinberge wurden später hauptsächlich für den Obst- und Gartenbau genutzt und in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr bebaut. An dem Gedenkstein für vier dort am 24. April 1945 vom französischen Militär erschossene Reutlinger Bürger erinnerte Wanderführer Hans Otto Christe an dieses traurige Ereignis. Drei Tage nach der Besetzung Reutlingens durch französische Truppen starb ein französischer Unteroffizier an den Folgen eines auf der oberen Lederstraße selbst verursachten Motorradunfalls. Die Franzosen behaupteten, er sei durch einen Kopfschuss von einem unbekannten Deutschen getötet worden. Sie werteten dies als Attentat und ließen daraufhin zur Abschreckung vier völlig unbeteiligte Reutlinger als Geiseln erschießen. Außerdem musste die Stadt 200000 RM als Sühneleistung zahlen und Sachwerte abliefern. Zu der damals herrschenden Atmosphäre trugen die vorangegangenen Kriegsereignisse und Vorkommnisse während der Besetzung Frankreichs durch deutsche Truppen bei. Erfreulicherweise kamen sich Franzosen und Deutsche in der Folgezeit wieder nahe. 1958 begründeten die Stadt Roanne im Departement Loire und Reutlingen eine Städtepartnerschaft. Im Rahmen der Austausche stattete die Reutlinger Kantorei, der auch zwei junge Eninger und der bei der Gemeindeverwaltung tätige Hans Otto Christe angehörten, im Mai 1965 Roanne einen Freundschaftsbesuch ab und gestaltete mit einer dortigen Gesangsvereinigung ein Konzert. Bei einem Besuch im benachbarten Charlieu empfing sie Bürgermeister Pierre Bay im Rathaus und brachte dabei den Wunsch zum Ausdruck, mit einem Nachbarort Reutlingens eine Partnerschaft zu begründen. Diese von H: O. Christe übermittelte Botschaft fand in Eningen beim Gemeinderat und Bürgermeister Günther Zeller offene Ohren. Es folgten gegenseitige Besuche von Delegationen, bei denen man sich gleich hervorragend verstand. Am 20. April 1968 wurde die Partnerschaft in der Festhalle in Eningen feierlich besiegelt und gefeiert und am 17. Mai 1969 in Charlieu unter großer Beteiligung der Bevölkerung festlich begangen. Seit 1970 ist Charlieu durch eine weitere Partnerschaft mit der englischen Stadt Calne verbunden. Bei den Austauschen kamen sich auch Calner und Eninger rasch nahe. Im Mai 1988 begründeten auch sie ihre Partnerschaft und damit entstand die Ringpartnerschaft Calne – Charlieu – Eningen, in deren Rahmen heuer am Pfingstwochenende ein freundschaftliches Treffen in Calne stattfand. – Über die Sommerhalde, den Stadtgarten und die Planie erreichten die Wanderer im Grünen die Reutlinger Altstadt. Im Gasthaus Barfüßer an der Oberen Wässere ließen sie diese schöne Wanderung gemütlich ausklingen, bevor es mit dem Bus wieder nach Eningen zurückging.
